LESEKREIS-LESETIPP Gringo Champ (11.07.2020)
Gringo Champ / Aura Xilonen. - Carl Hanser Verlag, 2019. - ISBN 978-3-446-26000-9
Im Gestell unter: XILO Buch Belletristik Erwachsene
Unsere Lesekreise - gemeinsam über Bücher reden:
Ein gemeinsam ausgewähltes Buch zuhause lesen und dann in der Gruppe besprechen - das ist in einem Lesekreis der Bibliothek möglich. Derzeit existieren 3 Lesekreise mit jeweils maximal 11 Personen. Sie treffen sich etwa 6-mal im Jahr, ca. alle 2 Monate: der Lesekreis 1 am Montagmorgen von 9.30 bis 11 Uhr, der Lesekreis 2 am Montagabend und der Lesekreis 3 am Dienstagabend von 19.30 bis 21 Uhr.
Im Lesekreis vom Montagabend hat es zurzeit freie Plätze. Auskunft geben wir gerne an der Theke!
Zum Inhalt des gemeinsam gelesenen Buches
"Hirnverbranntes Stück, lies gefälligst was, wenigstens die Klappentexte, damit du weisst, worum es verdammt noch mal geht, und du ein fokkin Book verkaufen kannst!" So fährt der Chef Liborio an, der sich als illegaler Buchhändler, Tagelöhner und Sparring-Boxer über Wasser hält. Er musste Mexiko verlassen und gelangte wie Tausende andere unbegleitete Jugendliche ins "Gelobte Land". Jetzt erzählt er seine verrückte Geschichte, wie er es am Ende schafft, ein Gringo Champ zu werden. Das furiose Debüt einer blutjungen Autorin über einen mexikanischen Immigranten. Sie erfindet eine radikal neue, atemlose Sprache - kolossal, widerspenstig, originell, brutal. Ein Mix aus Strassenslang und Kunstsprache. Die Geschichte, die sie erzählt ist die einer ständigen Verwandlung, eines Scheiterns, auf das stets die Wiederauferstehung folgt.
Lesetipp - Stimmen vom Lesekreis 2 (Montagabend)
Gisela Bolliger: Die Sprache, vor allem am Anfang des Buches, ist ziemlich gewöhnungsbedürftig. Aber bald hat es mich mit Haut, Haar und Knochen hineingezogen.
Die Autorin hat mir Einblick gewährt in eine mir ganz fremde Welt. Ich verstehe nun um einiges besser, warum Menschen mit einem solchen kulturellen Hintergrund ganz anders denken, fühlen und reagieren als ich. Ich verstehe nun auch besser, was hinter dieser „Fucksprache“ verborgen sein könnte und dass sie ein perfekter Schutz ist.
Erst störte ich mich etwas am fast kitschig-märchenhaften Happyend. Doch dann dachte ich: Es passt! Auch hier schöpft die Autorin die ganze Brandbreite aus, von elendiglich-dreckig bis paradiesisch-kitschig. Ich empfehle dieses Buch sehr! Es erweitert den eigenen Horizont auf angenehme Weise. Und sprachlich empfinde ich es als etwas ganz Besonderes - fast wortgewaltig!
Esther Wüest: Mir ging es auch so, dass ich mich durch die Fucksprache durchkämpfen musste. Was mir sehr Eindruck machte, waren die inneren Dynamiken der Hauptperson: Angst, Flucht, Aggression, Verletzlichkeit, Wut ...ein Gesamtpaket von Gefühlen, und dass aus destruktiven Kräften ein ja zum Leben entwickelt werden konnte. Es hat sich gelohnt, die Sprache etwas auszuhalten.
Madlen Leuenberger: Ja, das Buch war sehr spannend. Die ersten 30 Seiten sprachlich eine Herausforderung. Solche Ausdrücke kenne ich gar nicht. Mir ist die Geschichte noch sehr präsent. Sie hat mich tief beeindruckt.
Walter Alder: Im 2016 erschienenen Roman erfahren wir, wie ein junger Mexikaner das Glück in den USA sucht. Er erlebt, wie andere Migranten auch, jeden Tag so verstörende Sachen, dass ihm klar werden müsste: Hier bist du am falschen Platz. Seither ist der Aufwand, den der Norden gegen Migranten sich leistet, enorm gestiegen. Es ist nicht absehbar, dass die Menschlichkeit einen höheren Wert bekäme. Eine Änderung der Migrationspraxis wird es geben müssen, wenn der Norden die Abschottung nicht mehr finanzieren kann.
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